Ron Temperli
nächst auf durch ihre Diversität auf: Grossformatige, in Schwarz-Weiss-Nuancen gehaltene und an vergilbte Fotografien erinnernde Waldlandschaften treffen auf abstrakte Formate, mal in grellen Farben gehalten, mal
an schwarze Spiegel gemahnend. Dazwischen eine Serie von wie hingeworfen aussehenden Mini-Objekten in Styropor-Optik – das Resultat eines erfrischend unver-
krampften Experimentierens mit Dissonanzen, wobei Temperli augenzwinkernd Erwartungen und Stereo-
typen variiert: Die aus Styropor gebastelt wirkenden Kleinobjekte sind in Wirklichkeit Assemblagen vorge-
fundener Nussbaumstücke.
Die Arbeit mit zufällig Gefundenem, Übriggebliebenem oder gar Weggeworfenem ist eine der Konstanten in Temperlis Werk. Als das Kunstmuseum Langenthal ihn 2007 mit seinem Künstlerkollegen Dominik Heim zu
einer Gruppenausstellung lud, legten die beiden den Weg zu Fuss zurück und sammelten Fundstücke, mit denen sie anschliessend in der Ausstellung ihren Weg nachzeichneten. Die Holzstücke für seine nun in Schaff-
hausen gezeigten Objekte sind Reste früherer Holz-
schnitzereien, wie Temperli sie etwa 2009 für eine ehe-
malige Mönchszelle im heutigen Kunstmuseum Thur-
gau in Ittingen geschaffen hat. Immer wieder verbindet Temperli Vergängliches mit Dauerhaftem und verleiht Nutzlosem eine neue, überraschende Wertigkeit.
fundenem wie den Zeichnungen seiner Tochter oder einem zufällig entstandenen Scherenschnitt angeregt. Indem Temperli diese Spuren seines eigenen Lebens einem experimentellen, bewusst den Zufall mit einbe-
ziehenden künstlerischen Prozess unterwirft, löst er sie aus dem individuellen Kontext und öffnet den Zugang
für den Betrachter. Aus Nähe wird Distanz, die wiederum eine Annäherung von aussen ermöglicht, geprägt von den persönlichen Assoziationen und Emotionen des Betrachters.
So werden aus den topographischen Waldansichten durch den sie verschleiernden weissen Nebel fast mystisch anmutende Landschaften, sich gleichzeitig entziehende und offenbarende Projektionsflächen für Erinnerungen individueller wie kollektiver Natur.
Verstärkt wird dieser Effekt durch ein weiteres Temperli-typisches Element: Bei manchen der ausgestellten Waldstücke hat er fluoreszierende Farbe verwendet, wodurch sie im Dunkeln nachleuchten und langsam entschwinden, wie eine allmählich verblassende Erinnerung.